Mehr Frauen als Männer:
Bald startet der AC 82 Schweinfurt als Aufsteiger in die 2. Bundesliga der Gewichtheber(innen)


SCHWEINFURT - Bei erfolgreichem Mannschaftssport denkt man in Schweinfurt eher an die Schnüdel, die Mighty Dogs, Fußball also und Eishockey, die MHV-Handballer, die DJK-Basketballer, die TVO-Faustballer oder früher die Korbball-Damen der TG 48. Nun aber sorgt ein Team für Aufsehen: Die GewichtheberInnen des AC 82 Schweinfurt starten am 12. Oktober in die neue Saison der 2. Bundesliga.

In den Räumen in der Oskar von Miller-Straße am Bergl gleich vor der Wohnscheibe geht es am zweiten Samstag des Monats ab 17 Uhr gegen das A-Team Lifting aus Augsburg. Der Athleten-Club aus Schweinfurt muss dann am 16.11. zum TSV Waldkirchen reisen, erwartet am 14.12. den TB 03 Roding, tritt am 11.01. und 25.01. 2025 nacheinander in Plauen beim Athletenteam Vogtland und dann zum Rückduell in Augsburg an, ehe am 08.02. Waldkirchen nach Schweinfurt kommt, die Reise am 08.03. nach Roding führt und die Begegnung am Bergl mit den Vogtländern am 22.03. die Saison abrundet. Am 12. 10. trifft schon ab 14.30 Uhr der AC 82 Schweinfurt II im Vorkampf der Frankenliga auf den TSV Röthenbach II.

Das A-Team gilt als Favorit dieser Fünferliga, eine von vier Gruppen der 2. Bundesliga. Vierter müssen die Schweinfurter werden, um nicht wieder abzusteigen, nachdem sie letzte Saison den Aufstieg auswärts im mittelfränkischen Röthenbach klar machten. "Ein Mittelfeldplatz könnte realistisch sein", sagt Hebertrainer Philipp Lendner, der zum Auftakt freilich ein paar personelle Probleme hat. "Im Reißen könnten wir sie ärgern, im Stoßen und im Zweikampf eher nicht", sagt er. "Abschenken werden wir aber nichts", verspricht Vereinsvorstand Thomas Walz, der mit dem Sportvorsitzenden Christian Gareis zum Pressegespräch lud.

Reißen und Stoßen - auf unterschiedliche Art müssen die Gewichte nach oben gestemmt werden. Auch das Körpergewicht der Heber ist entscheidend, deshalb gibt´s den sogenannten Sinclairfaktor, in der Bundesliga nun aber einen Relativabzug. Es geht um Relativ- aber auch und vor allem um Tabellenpunkte. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. In erster Linie muss die Hantel hoch. Jede Mannschaft hat 36 Versuche pro Kampf, der um die eineinhalb Stunden dauert.

Der AC 82 erwünschte sich ein paar Zuschauer nicht nur zum Start. "Ich erwarte 50 bis 60, hoffe auf 80 bis 100. Die hätten wir verdient, auch wenn das schon sehr optimistisch ist", sagt Thomas Walz. Und spricht davon, dass Gewichtheber "nicht lauter dicke Menschen sind, sondern sportliche und attraktive Athleten". Die Bilder sollten das beweisen.

Der Schweinfurter Kader mit 16 Sportlern (plus ein paar im erweiterten Team) besteht aus sechs Männern und - aha! - zehn Frauen. Gewichtheben beim AC 82 ist eigentlich also eher weiblich. Mit Jana Fleischmann und Anna Polke kamen zwei Zugänge, die eine mit Zeitliga-Erfahrung aus Weinheim, die andere aus dem Raum Aschaffenburg. Ansonsten will man die eigenen Leute heben lassen, die sich den Aufstieg verdient hatten.

Fünf bis maximal 30 Zuschauer kommen normal. Die 2. Bundesliga soll nun für mehr Zulauf sorgen. Der Verein hofft, dauerhafte Fans zu gewinnen, aber auch Nachwuchs. Mit dem Gewichtheben kann man (frau) auch später noch anfangen, in den ersten sechs Jahren sind Leistungssteigerungen allemal möglich. Auch für den bestehenden Kader. "Der Wille ist da, noch mehr rauszuholen", weiß Trainer Lendner.

Ein halbes Jahr dauert die Saison. Sehr lange also, weshalb Philipp Lendner sagt: "Aus physischen Gründen könnten wir nicht jede Woche einen Kampf bestreiten." Trainieren sollten Athleten aber möglichst vier, fünf Mal pro Woche, am besten zwei Stunden lang. Bei der fränkischen Nummer eins in Schweinfurt ist das jedenfalls der Fall.

170 Miitglieder, davon maximal 50 aktive Heber, dazu Damen-Gymnastik und rund 50 aktive Fitness-Sportler, die in der kleinen Halle, früher mal ein EDEKA-Markt, beste Bedingungen zum Trainieren vorfinden - für viel weniger Geld, als man (frau) in einem Fitnessstudio ausgeben muss. Der AC 82 kann etwas bieten, nicht nur Gewichthebersport.

Übrigens: In der eingleisigen 1. Bundesliga heben Vereine aus Mutterstadt, Speyer, Chemnitz oder Roding (erste Mannschaft) Gewichte. und unter www.ac82.de erfährt man einiges über den Schweinfurter Verein. Der sich freuen würde auf möglichst viele Neugierige am 12. Oktober. Mit Getränken, Snacks und vor allem Kuchen verwöhnt man die Besucher und kann so zumindest ein paar Euro einnehmen. Der Eintritt ist nämlich frei. Finanziell ist das Abenteuer etwas größer aufgrund höherer Startgebühren, die der Bundesverband erhebt.

Alle Akteure des AC 82 Schweinfurt für die 2. Bundesliga: Lena Bindrum, Maxi Bindrum, Jana Fleischmann, Johannes Horwedel, Verena Horwedel, Sophie Hügelschäffer, Yannick Müller, Alexander Neusteuer, Veronika Pfeiff, Anna Polke, Tabea Thümmler, Ulrike Zehner, Elina Wagner, Julia Metzger







Quelle: Facebookseite von "In und um Schweinfurt" (Text und Fotos: © Michael Horling - 02.10.2024





Die Heberinnen und Heber des AC 82 starten ihr Abenteuer 2. Bundesliga
Coach Philipp Lendner sieht gute Chancen, die Klasse zu halten. Der Heimauftakt ist an diesem Samstag gegen Augsburg.


Es kracht, es wummst, es scheppert. Wer sich in den Räumlichkeiten des AC 82 Schweinfurt mit jemanden unterhält, muss sich daran gewöhnen, dass es im Hintergrund laut ist. Es werden große Lasten bewegt im großflächigen Trainingsbereich. Die Langhanteln krachen in kurzen Abständen mit Schmackes direkt vor dem Athleten auf den Boden. Hier bereiten sich aktuell die Gewichtheberinnen und Gewichtheber der ersten Mannschaft des AC 82 auf ihre Premierensaison in der 2. Bundesliga vor. Die Vorfreude ist in der Oskar-Miller-Straße im Schweinfurter Stadtteil Bergl förmlich greifbar.

Im Februar tütete der AC 82 am letzten Wettkampftag im mittelfränkischen Röthenbach die Bayernliga-Meisterschaft und somit erstmalig den Aufstieg in die 2. Bundesliga ein. Dort möchte sich das Team um Trainer Philipp Lendner nun etablieren. Die Chancen stehen gar nicht schlecht. In der Gruppe B der 2. Bundesliga treffen die Schweinfurter in Hin- und Rückkämpfen auf vier Gegner. Nur der Letzte steigt ab. Lendner sieht genügend Potenzial bei seinen Heberinnen und Hebern, um im Mittelfeld der Tabelle zu landen.

Die gegnerischen Teams kommen aus Plauen, Waldkirchen, Roding und Augsburg. Über 2000 Kilometer werden die Athleten aus dem Bergl von Oktober bis Ende März auf der Autobahn verbringen. Coach Lendner kann in seinem Wettkampfkader auf elf Frauen und drei Männer zurückgreifen. Gehoben wird freilich nach den in quasi allen Ligen gültigen, klassischen Vorgaben. Es gibt die beiden Disziplinen Reißen und Stoßen. Alle Heberinnen und Heber bekommen einen sogenannten Relativabzug, basierend auf ihrem Körpergewicht.

Frauen haben übrigens bei gleichem Körpergewicht einen niedrigeren Abzug als Männer. Vergeben werden pro Wettkampf drei Tabellenpunkte. Einer für die Mannschaft, die mehr Relativpunkte nach dem Reißen gewinnt, einen weiteren für das Stoßen und einen für den gewonnenen Zweikampf – der Summe des Mannschaftsergebnisses aus dem Reißen und Stoßen.

Wirtschaftlich ist das Abenteuer 2. Bundesliga durchaus ein kleiner Kraftakt, verraten die Verantwortlichen. Die Startgebühren des Bundesverbandes sind deutlich höher als zuvor auf Landesebene. Die Fahrtkosten sind dafür ziemlich identisch zum Vorjahr. Und die Athleten treten weiterhin aus reiner Passion im Kraftsport an. "Hier kriegt niemand Geld", sagt Lendner. Über zwei Neuzugänge darf er sich aber dennoch freuen. Mit Jana Fleischmann, die in Weinheim jahrelang Bundesliga-Erfahrung sammelte und deutsche Meisterin im Gewichtheben wurde, kehrt eine Heberin zurück, die in der Vergangenheit bereits für den AC antrat. Neu ist außerdem Anna Polke.

Thomas Walz, erster Vorsitzender des AC 82 und selbst noch aktiver Heber, hofft durch den Aufstieg auf Neugierige, die sich den Sport einmal bei den Heimwettkämpfen aus nächster Nähe ansehen möchten. "Die würden dann sehen, dass das doch sehr spannend ist", prophezeit Walz. "Es ist auch nicht so, wie es im Fernsehen immer gezeigt wird, dass beim Gewichtheben nur dicke Frauen und Männer sind. Bei uns sind das alles sportliche, attraktive Menschen, die heben." Trainer Lendner fügt an: "Wer hier in der 2. Bundesliga mithebt, ist Minimum viermal die Woche á zwei Stunden im Training." Neben neuen Zuschauern hofft Walz auch, auf der großen Bühne Werbung bei der Jugend für den Kraftsport betreiben zu können.

Los geht es am Samstag mit dem Heimkampf (17 Uhr) gegen das A-Team Lifting aus Augsburg. Der Eintritt im AC 82-Vereinsheim in der Oskar-von-Miller-Straße 74 ist auch in der 2. Bundesliga frei.

Quelle: Mainpost Schweinfurt (Text: © Steffen Krapf - 07.10.2024