Schweinfurt - "Ab!" Alle paar Minuten sagte Karl Härter dieses Wort. Der etwas ältere Herr saß auf einem Stuhl, schaute unmittelbar auf die nicht erhöhte Bühne vor ihm. Dort tobten sich Heber aus, genauer: Gewichtheber. Der AC 82 Schweinfurt hatte eingeladen zu seinem unterfränkischen Bezirksrelativturnier, einem offenen Wettkampf für alle Alterklassen und Starter auch aus anderen Regionen. 32 Gewichtheber aus sieben Vereinen meldeten, Athleten zwischen D-Jugend und Senioren, die in drei Kategorien die Sieger ermittelten. Der gastgebende Athleten-Club stellte mit Härter den Kampfrichter, der genau kontrollierte, ob die Heber ihre Übung wie vorgeschrieben ausführten, ob die Gewichte lange genug nach oben gestemmt wurden. Das "Ab!" verließ immer dann seinen Mund, wenn die Sportler die vielen Kilo wieder fallen lassen durften.

Der AC 82 weihte seine neue Heimat am Bergl erst Anfang Oktober ein. Die hellen Räume ersetzten die aufgegebenen im Alten Krankenhaus, das nun ja gerade abgerissen wird und dem Gesundheitspark weicht. In Eigenregie und mit vielen ehrenatlichen Stunden Arbeitsleistung der Mitglieder wurde der ehemalige Einkaufsmarkt unmittelbar vor der Wohnscheibe zu einem modernen Domizil für Training und auch Wettkämpfe umgebaut. Das Turnier nun war eines der ersten, die dort stattfanden, lockte dementsprechend weit mehr als nur ein paar Hände voll an Zuschauern an. Aus Kitzingen und Würzburg kamen weitere unterfränkische Gewichtgheber. Doch auch aus Röthenbach und Erlangen in Mittelfranken, aus dem oberpfälzischen Weiden oder gar aus Altenburg in Thüringen reisten Athleten an.

Mittendrin: Werner Deppner vom ASV 81 Würzburg. Der mittlerweile 76-Jährige ist der älteste aktive Gewichtheber Bayerns. 1981 gründete der Estenfelder den Athletik-Sportverein, er selbst hebt seit seinem 18. Lebensjahr. Seit stolzen 58 Jahren also. Unlängst erst wurde er in Limassol auf Zypern hinter dem Polen Marian Linkowski Vizeweltmeister bei den World Masters in der Altersklasse der 75- bis 79-Jährigen bis 85 Kilo Körpergewicht. 130 Kilo brachte er im Reißen und Stoßen nach oben. Amtierender Bayerischer Meister und Europameister ist Deppner, wurde 1991 gar Weltmeister. 21-facher Deutscher Meister, sechsfacher Europa und vierfacher Vize-Weltmeister ist er zudem. "Eigentlich bestreite ich nur die großen Turniere", sagt der 76-Jährige. "Doch die neue Schweinfurter Halle hat mich interessiert. Ich bin angenehm überrascht."

Vier Mal pro Woche trainiert Werner Deppner. "Gewichtheben hält fit, man kann es auch in meinem Alter noch betreiben", erzählt er. "Man darf es halt nur nicht übertreiben. Technik geht vor Kraft", sagt er und berichtet, dass der Aufenthalt auf Zypern ihm rund 3000 Euro kostete. Alleine 110 Euro an Startgeld muss man löhnen, um an so einer WM teilnehmen zu können. Bescheidene zehn Euro sind´s in Schweinfurt, dafür gibt´s als Belohnung für die guten Leistungen auch nur kleinere Pokale auf lokaler Ebene. Gewichtheber müssen nicht nur viel Training, sondern auch eine Menge Geld investieren für ihren Sport. "Ich habe in meinem Leben bestimmt schon ein kleines Einfamilienhaus dafür bezahlt", hat Deppner hochgerechnet.

Beim Wettkampf in Schweinfurt war das diesjährige sehr ausgeglichene Teilnehmerfeld mit zehn Startern in der Gruppe „Jugend / Junioren“, elf Startern bei den „Senioren“ sowie elf Teilnehmern bei den „Masters“ sehr erfreulich. In der Kategorie „Jugend / Junioren“ ging der Sieg mit 235,3 Punkten an Ulrich Rabenstein vom TV Erlangen. Gute Leistungen zeigte hier auch Ingo Merkel vom TSV Röthenbach, der mit 216,2 Punkten Rang zwei belegte. Besonders positiv fiel Julian Henke vom KSV Kitzingen auf, der mit seinen elf Jahren zu den jüngsten Startern zählte und mit guter Technik überzeugte. Laura Lackner (KSV Kitzingen), Aaron Pelzer sowie Nino Bauer (beide TSV Röthenbach) absolvierten ihren 1. Wettkampf.

In der Kategorie „Senioren“ kämpften Armin Uhl (KSV Kitzingen), der für den AC Mutterstadt in der 2. Bundes-Liga West startet, sowie Ulrike Zehner (AC 82 Schweinfurt) um Rang eins. Mit 152,1 zu 141,6 Punkten ging Armin Uhl im Reißen in Führung. Mit 177,9 zu 184,1 Punkten hatte Zehner zwar im Stoßen die Nase vorne, konnte jedoch den Rückstand aus der 1. Teildisziplin nicht mehr aufholen. Den Gruppen-Sieg holte mit 330,0 Punkten Armin Uhl nach Kitzingen. Zehner belegte mit 325,6 Punkten Platz zwei vor Kevin Ansorg (TSV Röthenbach) mit 264,8 Punkten.

In der Kategorie „Masters“ verteidigte Werner Deppner (ASV Würzburg) mit 335,8 Punkten seinen Vorjahres-Sieg. Platz zwei ging an Jürgen Walker (TSV Röthenbach) mit 306,0 Punkten vor Thomas Walz (AC 82 Schweinfurt) mit 278,2 Punkten. Ebenfalls für den Athletenclub gingen in dieser Kategorie Wolfgang Balling (269,5 Punkte / Platz sieben), Uwe Dalibor (262,2 / Achter) sowie Roman Klose (249,7 / Neunter) an den Start.

Alle fünf Starter des AC 82 Schweinfurt konnten je ihre sechs Versuche gültig zur Hochstrecke bringen und holten mit insgesamt 1.135,5 Punkten den Mannschaftssieg. Mit nur 0,4 Punkten Rückstand ging Platz zwei an den KSV Kitzingen. Der TSV Röthenbach belegte mit 1.063,0 Punkten Platz drei. Mit 335,8 Punkten war Werner Deppner bester Heber der Veranstaltung.

Schwer im Stress sind bei so einem Turnier auch die Hantelstecker. Dr. Rainer Klement, ein Physiker, ist einer von ihnen. Die Vereinsmitglieder der gastgebenden Vereins sitzen stets seitlich der ebenen Hebebühne und sind an sich ständig gefragt. Immer wieder werden bei so einem Turnier neue Kilozahlen aufgerufen, die von den Hebern in die Höhe gestreckt werden wollen. Die Scheiben mit dem passenden Gewicht müssen immer wieder neu an die Hantel montiert werden.

Quelle: http://www.nuus.de - 21. Dezember 2011 - geschrieben von Michael Horling - Fotos von Michael Horling



Ergebnisse:
(in der Reihenfolge: Name (Verein), Reißen kg, Stoßen kg, Zweikampf kg, Punkte)

Jugend / Junioren:

1.	Ulrich Rabenstein	(TV Erlangen)	80	|	100	|	180	|	235,3
2.	Ingo Merkel	(TSV Röthenbach)	84	|	110	|	194	|	216,2
3.	Kevin Rüffer	(KSV Kitzingen)	65	|	79	|	144	|	207,0
4.	Joshua Nelkowski	(KSV Kitzingen)	53	|	67	|	120	|	167,0
5.	Laura Lackner	(KSV Kitzingen)	26	|	30	|	56	|	144,4
6.	Oliver Schweser	(KSV Kitzingen)	43	|	52	|	95	|	140,3
7.	Julian Henke	(KSV Kitzingen)	24	|	28	|	52	|	131,1
8.	Marcel Günter	(KSV Kitzingen)	38	|	47	|	85	|	119,9
9.	Aaron Pelzer	(TSV Röthenbach)	19	|	29	|	48	|	89,3
10.	Nino Bauer	(TSV Röthenbach)	14	|	20	|	34	|	61,8

Senioren:

1.	Armin Uhl	(KSV Kitzingen)	130	|	152	|	282	|	330,0
2.	Ulrike Zehner	(AC 82 Schweinfurt)	50	|	65	|	115	|	325,6
3.	Kevin Ansorg	(TSV Röthenbach)	100	|	121	|	221	|	264,8
4.	Michael Narr	(1. AC Weiden)	104	|	128	|	232	|	261,4
5.	Stefan Aßmann	(KSV Kitzingen)	90	|	120	|	210	|	259,2
6.	Thomas Stöhr	(KSV Kitzingen)	85	|	106	|	191	|	245,0
7.	Johannes Dworschak	(KSV Kitzingen)	90	|	115	|	205	|	244,9
8.	Stefan Schneider	(KSV Kitzingen)	80	|	100	|	180	|	217,6
9.	Thomas Graupeter	(SV Einheit Altenburg)	63	|	87	|	150	|	215,6
10.	Adil Günal	(TSV Röthenbach)	74	|	94	|	168	|	215,5
11.	Anton Krinner	(TV Erlangen)	66	|	95	|	161	|	195,9

Masters:

1.	Werner Deppner	(ASV Würzburg)	55	|	70	|	125	|	335,8
2.	Jürgen Walker	(TSV Röthenbach)	101	|	126	|	227	|	306,0
3.	Thomas Walz	(AC 82 Schweinfurt)	80	|	110	|	190	|	278,2
4.	Thomas Fleischmann	(TSV Röthenbach)	86	|	98	|	184	|	276,0
5.	Karl-Heinz Schwenkert	(KSV Kitzingen)	62	|	78	|	140	|	275,0
6.	Torsten Zehner	(KSV Kitzingen)	93	|	125	|	218	|	271,0
7.	Wolfgang Balling	(AC 82 Schweinfurt)	75	|	92	|	167	|	269,5
8.	Uwe Dalibor	(AC 82 Schweinfurt)	90	|	105	|	195	|	262,2
9.	Roman Klose	(AC 82 Schweinfurt)	77	|	98	|	175	|	249,7
10.	Michael Fischer	(KSV Kitzingen)	75	|	90	|	165	|	240,0
11.	Klaus Rahn	(TV Erlangen)	40	|	55	|	95	|	205,8

Mannschaftswertung:

1.	AC 82 Schweinfurt	1.135,5
2.	KSV Kitzingen	1.135,1
3.	TSV Röthenbach	1.063,0