Athletenclub fürchtet um seine Existenz

Verein muss aus Altem Krankenhaus raus, bekäme aber Asyl beim Sportclub und hofft nun auf die Stadt

Schweinfurt Der Athletenclub Schweinfurt (AC 82) betreibt seit 1983 eine Sportanlage im Alten Krankenhaus, das aber wegen des geplanten Gesundheitsparks abgerissen wird. Nach einigen Versuchen, neue Räume zu finden, gibt es jetzt eine Lösung beim Sportclub 1900: Der AC 82 will einen Teil der SC-Sporthallen übernehmen und um einen Anbau erweitern. Die Gesamtinvestition von einer halben Million Euro kann der in seiner Existenz gefährdete Klub aber nicht leisten, weshalb er um städtische Hilfe bittet.

Neben Spenden (20 000 Euro), Eigenmitteln (120 000 Euro) und dem Zuschuss des Bayerischen Landessportverbandes (150 000 Euro) basiert die Finanzierung auf dem bei Bauprojekten üblichen städtischen 20-Prozent-Zuschuss, also weiteren 100 000 Euro. Über einen Kredit in Höhe von 60 000 Euro gibt es eine Bank-Zusage. Fehlen zur Absicherung noch 50 000 Euro, die der Verein bei der Stadt rechtzeitig vor den Haushaltsberatungen (ab Mitte November) beantragt hat. Außerdem hofft der Verein, dass er für den BLSV-Zuschuss wegen der sich üblicherweise verzögernden Auszahlung ein zinsloses Darlehen erhält.

„Wir wissen, dass wir damit mehr Unterstützung von der Stadt beantragen als üblich“, schreibt der für die Finanzen zuständige Ralf Schlenz an die Stadt. Man sehe die beantragten Hilfen aber als einzige Möglichkeit, den Verein am Leben zu erhalten und auch weiterhin Gewichthebesport in Schweinfurt auf teils internationalem Niveau zu betreiben.

Schlenz schreibt in seinem Antrag ans Rathaus, den auch alle Stadträte erhielten, dass die Lage des Vereins „diese Sonderbehandlung durchaus“ rechtfertige. Der Club sei schuldlos in diese Situation geraten. Das Vereinsheim sei mit viel Liebe und enormem finanziellen Aufwand saniert worden. Seit dem Bezug der Räume in der Robert-Koch-Straße habe der Verein über 150 000 Euro in die Anlage investiert. Die beantragte Hilfe sieht man als „Ausgleich“ dafür.

Schlenz geht in seinem Schreiben auf die gescheiterten Alternativen beim SV Bergl und der TG 48 ein. Die sich jetzt bietende Möglichkeit im Zusammenspiel mit dem Verein am Gottesberg sei nun die Lösung schlechthin, weil die SC-1900-Halle die für die schweren Geräte nötige Bodenstatik aufweise und „wir uns durch die räumliche Nähe zum Sportclub positive Impulse für unsere sinkenden Mitgliederzahlen versprechen“. Wegen der unsicheren Zukunft ist die nämlich seit 1998 mit noch über 200 Aktiven auf derzeit knapp 120 nahezu halbiert worden.

Wenn das Konzept realisiert würde, verfüge die Stadt über ein einzigartiges und nichtkommerzielles Kraftsportzentrum. Schlenz macht auch kein Hehl daraus, dass er ohne die Hilfe der Stadt keinen Weg sieht, die Existenz des Clubs zu retten.

Der AC 82 will die gut 200 Quadratmeter der Sportclub-Halle und das Grundstück samt Neubau (nochmals rund 200 Quadratmeter) erwerben. Am Gottesberg hätten dann zwei Vereine eine Bleibe. Von der Stadt erhofft sich der Klub, dass sie das Gelände auf der Basis eines Erbbaurechtsvertrags für 60 Jahre zur Verfügung stellt. Der Althletenclub will im Sommer 2010 mit dem Bau beginnen.

Jüngst im Sportausschuss wollte Karl-Heinz Kauczok das Problem diskutieren. Er hatte das Thema allerdings nicht „angemeldet“, so dass Sitzungsleiter Bürgermeister Otto Wirth gar nichts anderes übrig blieb, als die Debatte zu stoppen. SPD-Stadtrat Kauczok will jetzt einen eigenen Antrag pro Club in die Haushaltsberatungen einbringen.



Quelle: Main-Post - 11. November 2009
geschrieben von Redaktionsmitglied Hannes Helferich des Schweinfurter Tagblatts