Am Anfang stand ein dreister Diebstahl

Wasserturm-Wanderung der SPD findet seit 17 Jahren an Heilig Drei König statt – Heuer 50 Teilnehmer



Den Wasserturm-Wanderweg am Dreikönigstag unter die Füße zu nehmen, hat Tradition. Der SPD-Ortsverein Bergl-Oberndorf veranstaltet die Runde seit 17 Jahren. Willkommen sind zur Tour, die die früheren Stadträte Klaus Wohlfahrt, Karl Rosentritt und der kürzlich verstorbene Bernd Köppel erfunden haben, nicht nur Genossen.

Heuer stand die Wanderung allerdings unter keinem guten Stern. Am Berliner Platz am Bergl, wo vor dem Start immer auch Grußworte obligat sind, klaute ein Unbekannter die bereits aufgebaute Mikrofonanlage samt Lautsprechern. Etliche der 50 Wanderer waren schon anwesend, bemerkt hat den dreisten Diebstahl aber niemand.

Die örtliche Vorsitzende Marianne Prowald nahm den Verlust mit äußererer Gelassenheit hin, drückte ihre Freude aus, dass die Stadtratsfraktion gut vertreten war, begrüßte etliche Ex-Räte, Vertreter der Jusos, von SPD 60 plus, aber auch viele Schweinfurter ohne Parteibuch. Jeder Teilnehmer kriegt eine Urkunde.

Dazu zählten heuer die Ehrengäste. Jedes Jahr gibt es mindestens einen „Promi“, der nicht unbedingt bekannt oder Genosse sein muss. Vor zwei Jahren etwa folgte der für Oberndorf zuständige Kaminkehrer der Einladung. Ehrengäste waren auch schon Rathaus-Amtsleiter und wichtige SPDler, zuletzt MdB Frank Hofmann. 2012 nun ein Duo.

Ex-Stadtrat Peter Then stellt die „zwei Persönlichkeiten“ vor: Den „bekanntestens Schweinfurter Polizisten“ Bernhard Kuno Kuhn, den man auch als Schörschla von der Hadergassse kennt, und den Chef des Athleten-Clubs, Michael Strauch. Der Verein wechselte vom Alten Krankenhaus zum Bergl. Weil die mehrmalige Schweinfurter Sportlerin des Jahres, Ulrike Zehnder, verhindert war, kam der Vorsitzende.

Kuhn dankte wie erwartet mit hintergründigem Humor für die Ernennung zur „Persönlichkeit“. Über Bundespräsident Wulff hätte er allzu gerne referiert, als Polizist sei er aber zu Neutralität aufgerufen. Die wahrte er dann doch nicht, aber sein wärmster Pullover sei nunmal rot, grinste Kuno. Strauch griff den Ball auf, entschuldigte sich, dass sein Parka schwarz sei. Er wies aber daraufhin, dass Rot in den Vereinsfarben des AC 82 vorkomme.

Er animierte zu einem Besuch im neuen Trainings- und Wettkampf-Center des Vereins im Schatten der Scheibe. Vier Jahre sei das jüngste, Charly Pfoh mit 92 Jahren der älteste von mittlerweile 140 Mitgliedern. Tendenz steigend. Ohne Mikrofon sprach dann auch noch Kreisvorsitzende, Bezirksrätin, Stadträtin und neuerdings dritte Bürgermeisterin Kathi Petersen ein Grußwort. Dann ging es los.

Der Wasserturmwanderweg ist genau genommen eine Acht. Er führt entlang der Geldersheimer Straße durch die Bahnunterführung ein Stück entlang der Wern, um nach zirka 600 Metern durch Oberndorfer Flur Richtung Feuerwehrhaus abzubiegen. Immer im Blick ist dabei der Wasserturm.

Im Bürgerhaus war erste Station, im Domizil des Bürger- und Kulturvereins gab's Glühwein und „Gschichtli“, wie es Prowald formulierte. Letztes Jahr musste die Wanderung wegen Eis am Dreikönigstag abgeblasen werden. Sie wurde aber am 10. April nachgeholt, Anlass war der Baubeginn des Wasserturms vor 100 Jahren, heuer vor 100 Jahren wurde er seiner Bestimmung übergeben.

Jede Menge „Gschichtli“ gab es aber auch unterwegs, auf den sechs Kilometern bis zurück zum Wasserturm. Alte Oberndorfer verraten die Flurnamen, Münzberg oder Wengert, weil entlang der Bahnlinie mal Wein angebaut wurde. Bei den Kleingärten, wo einer mal eine Gaststätte eröffnen wollte, liegt das Fichtenwäldchen. Zwei Frauen erinnern sich, dass sie in Wern einst gebadet haben.

Der „Bundes-Wulff“ spielt in den Gesprächen eine große Rolle, das Thema Zweite und Dritte Bürgermeister in Schweinfurt wird diskutiert. Dann ist das Bürger-, Ex-Feuerwehrhaus erreicht. Nach Glühwein zur Stärkung gehen die meisten danach auf der Direttissima unter Strauß-Brücke, an der Sachs-Kolonie vorbei zum Wasserturm zurück, essen „beim Dürr“ zu Mittag. Sechs Kilometer sind gelaufen, „9620 Schritte“ behauptet Peter Then.

Nur Wenige laufen den „Achter“ komplett ab, das ist der Weg bis hinüber zum Steinach und dann zurück zum Wahrzeichen am Bergl. Acht Kilometer insgesamt. Ein Hund war auch dabei: Leo von Stadtrat Herbert Wiener. Der Mischling ist schwarz, wie einige „Mitläufer“ in Anspielung aufs Farbenspiel zum Auftakt anmerkten.


Quelle: Main-Post vom 06. Januar 2012 - geschrieben von Hannes Helferich
Foto: Hannes Helferich