Olympische Gefühle für Lena Walz

Schweinfurter Eishockey-Spielerin ist die einzige Unterfränkin bei den Jugend-Winterspielen in Innsbruck

Eishockey ist alles für sie: Mit der Nominierung für die ersten Olympischen Jugend-Winterspiele in Innsbruck ist Lena Walz dafür belohnt worden. Im Frühjahr macht die 17-Jährige Schweinfurterin ihr Abitur, danach sollen Studium – und Eishockey – in Nordamerika folgen.
Eishockey ist alles für sie: Mit der Nominierung für die ersten Olympischen Jugend-Winterspiele
in Innsbruck ist Lena Walz dafür belohnt worden. Im Frühjahr macht die 17-Jährige Schweinfurterin
ihr Abitur, danach sollen Studium – und Eishockey – in Nordamerika folgen.


Für Lena Walz aus Schweinfurt war der Anruf von Peter Kathan sen. keiner wie jeder andere. Es war vielmehr ein Anruf, der die sportliche Laufbahn der leidenschaftlichen Eishockey-Spielerin immens beschleunigt hat. Denn Kathan, seines Zeichens Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft, teilte Lena Walz mit, dass er sie für die Premiere der Olympischen Jugend-Winterspiele vom 13. bis 22. Januar in Innsbruck nominiert hatte. „Das war total cool, für mich ging damit ein absoluter Traum in Erfüllung“, sagt die 17-Jährige, für die am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in diesem Jahr das Abitur ansteht.

Dass sie das Abitur auch bestehen wird, steht für die Schülerin außer Frage. Sie will danach Humanmedizin studieren, ihr Notenschnitt liegt aktuell bei 1,8. Ihr Traum ist es, in Amerika oder Kanada zu studieren, denn dort kann sie an speziellen Universitäten auch intensiv Eishockey spielen. Die Scouts der dortigen Vereine sind ständige Gäste bei den Unis, und das ein oder andere Angebot liegt ihr auch bereits vor. Aber nun geht es am Freitag in Innsbruck los für die einzige Unterfränkin im Aufgebot des deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Der letzte Lehrgang nach Weihnachten im Bundesleistungszentrum in Füssen entpuppte sich für Walz fast als reine Formsache. Die besten 17 deutschen Feldspielerinnen des Jahrgangs 1994 wurden einem letzten Test unterzogen, 15 nominiert, zwei bleiben abrufbereit in der Heimat. Bei Audi in Ingolstadt, einem der Hauptsponsoren des deutschen Eishockeyteams, wurden alle Spielerinnen eingekleidet, und so packte auch Lena Walz die Koffer.

Das Eishockey-Spiel wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Vater Thomas war jahrelang Abteilungsleiter beim ERV, schon als Zweijährige war die Tochter immer wieder mit bei den Spielen und stand natürlich auch schon sehr früh auf dem Eis. Im Alter von sieben Jahren stand für Lena Walz fest, dass sie Eishockey spielen wollte. „Sie war von Anfang an sehr ehrgeizig, oft genug hat sie täglich trainiert“, sagt der Vater. Sehr schnell kristallisierte sich das Talent von Lena heraus, „sie ging schon als kleines Mädchen sehr zielgerichtet vor“. Sei es beim Eishockey oder in der Schule, die 17-Jährige hat exakte Ziele vor Augen und vergeudet keine Zeit.

Für ihr Eishockey ist sie auch bereit, ihre Abi-Note ein klein wenig nach unten zu korrigieren. „Dann mache ich eben kein 1,8-er, sondern ein 2,0-er Abi“, sagt sie. Den schulischen Stoff, den sie während der Jugend-Spiele verpasst, muss sie dennoch nachholen. Um in Amerika oder Kanada zu studieren, braucht sie ein Sport-Stipendium, „wir sind bereits in Verhandlungen“, sagt Lena. Die Plätze für Ausländer in Amerika und Kanada sind dünn gesät, „aber wir sind sehr zuversichtlich, dass es klappen kann“, ergänzt ihr der Vater.

Ihre Familie und ihre Freunde und Bekannten sind für die Gymnasiastin eine sehr große Unterstützung. Neben den Eltern werden auch einige Freunde mit nach Innsbruck reisen, um die Schülerin dort lautstark zu unterstützen. Durch das Eishockey ist es ihr nicht möglich, an den Wochenenden groß auszugehen oder wie ihre Alterskameraden auch mal eine Nacht durchzumachen. „Das will ich auch gar nicht, dafür ist mir Eishockey viel zu wichtig.“ Auch das Sommertraining nimmt sie sehr ernst, erhöht durch Hanteltraining und Gewichtheben ihre Muskulatur, fährt Mountainbike und macht Slacklining auf einem Band, um ihre Koordination und Balance zu verbessern. Auch Indoor-Klettern in Oberwerrn steht auf dem Trainingsplan.

Allein unter Jungs

Auf dem Eis spielt sie in der Verteidigung. Da es beim ERV Schweinfurt keine Mädchen- oder Frauenmannschaft gibt, spielt sie mit einer Doppellizenz seit drei Jahren in der Damenmannschaft des ESC Höchstadt mit. Beim ERV hilft sie auch gelegentlich bei der Jugend aus. Dort spielen nur Jungen, und die nehmen nur im Training Rücksicht auf Mädchen. Im Spiel, sagt Lena, „sieht das völlig anders aus. Wenn sie gegen ein Mädchen spielen, dann gehen sie manchmal erst recht drauf“. Natürlich bezeichnet sie sich nicht als zimperlich, „dann dürfte ich kein Eishockey spielen“, doch auf Verletzungen kann die zierliche und schmale Schülerin sehr gern verzichten.

Bislang ist es bei den normalen Blessuren wie Hautabschürfungen, Prellungen und blauen Flecken geblieben, „und das soll auch so bleiben. Schließlich will ich mein Traumziel Nummer eins erreichen: Ich will in der A-Nationalmannschaft spielen“. Da hat sie mit Jenny Tamas eine Vorgängerin im eigenen Verein, die an den Olympischen Spielen 2006 in Turin teilnahm.

Olympioniken von morgen

Im Jahr 2007 hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Olympischen Jugendspiele für Nachwuchssportler im Alter von 14 bis 18 Jahren ins Leben gerufen. 2010 fanden die ersten Sommerspiele in Singapur statt. Nun stehen seit Freitag erstmals Jugend-Winterspiele in Innsbruck auf dem Plan. Mit dabei sind 57 deutsche Sportler. Bei den Eishockey-Turnieren für Jungen (Jahrgang 1996) und Mädchen (Jahrgang 1994) kämpfen nur je fünf Teams um Gold, Silber und Bronze. Der Grund: Das IOC ließ für die Spiele nur 1000 Athleten und 500 Betreuer zu.

Neben den sportlichen Wettbewerben geht es auch darum, den Jugendlichen Werte zu vermitteln und sie auf ein Leben als Leistungssportler vorzubereiten. Ein weitere Unterschied zum „echten“ Olympia: Es werden keine Nationalhymnen gespielt und es wird kein Medaillenspiegel geführt.

Die Qualifikation für die Eishockeyturniere erfolgte gemäß einer kombinierten Männer- und Frauen-Rangliste, jede Nation musste sich für ein Turnier entscheiden. Nur Gastgeber Österreich ist zwei Mal dabei. So treten bei den Jungs Kanada, Finnland, die USA, Russland und Österreich an. Bei den Mädchen treffen Schweden, die Slowakei, Deutschland, Kasachstan und Österreich aufeinander.

Die deutsche Mädchen-Trainerin Maritta Becker freut sich auf das Zusammentreffen auf olympischem Boden: „Wir wären zwar gerne mit der gesamten U-18-Mannschaft nach Innsbruck gereist, aber die IOC-Regularien lassen nur den Jahrgang 1994 zu. Trotzdem rechnen wir uns Medaillenchancen aus.“

Ulf Tippelt, der deutsche Chef de Mission: „Vor allem sollen die Athleten Erfahrung und Motivation aus Innsbruck mitnehmen, um vielleicht schon 2014 in Sotschi oder 2018 in Pyeongchang den Sprung in die deutsche Olympia-Mannschaft zu schaffen." hst/hockeyweb.DE


Quelle: Main-Post vom 13. Januar 2012 - geschrieben von Guido Chuleck
Foto: Guido Chuleck